Ausgangslage im Überblick
Der Postsportverein Wien mit seinen über 6000 Mitgliedern betreibt in Hernals einen Sportpark mit einer Ausdehnung von mehr als 100.000 Quadratmetern. Das Gelände erstreckt sich von der Rosensteingasse bis zur Lidlgasse und von der Schuhmanngasse bis zur Roggendorfgasse / Pezzlgasse.
Das Gelände gehört der Österreichischen Post AG, der Pachtvertrag mit dem Postsportverein Wien läuft 2023 aus. Die Österreichische Post AG plant im Außenbereich des Geländes in drei Blöcken den Bau von bis zu 1000 Wohnungen, zum größeren Teil frei finanziert. In einem der drei Blöcke sind allerdings auch geförderte Wohnungen angedacht.
Die von der Post AG in Umlauf gebrachten 3D-Renderings zeigen 8 Stockwerke hohe Wohnblöcke, die mit der bestehenden Widmung des Geländes nicht errichtet werden können. Es wären also Umwidmungen nötig, die Zustimmung der Bezirksvertretung Hernals und der Stadt Wien erfordern.
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Nach den Bekanntwerden der Pläne der Post AG hat sich eine Bürgerinitiative gebildet, die befürchtet, dass es "durch Flächenumwidmungen auf und um den Postsportplatz und den Zuzug von ca. 3000 Menschen zur Überlastung der Infrastruktur (Schulen, Öffis, Ärzte etc.) und zu massiven Verkehrs-, Lärm- und Umweltbelastungen" kommen wird. Die Bürgerinitiative ist per E-Mail unterDie Post AG hat einen Mediator eingesetzt, der seine Dienste unter der von der Post AG betriebenen Seite https://postsportviertel.at/ anbietet.
Beim letzten Treffen der Bürgerinitiative am 23. Oktober herrschte bei den Anrainern Verunsicherung darüber, wie die politischen Entscheidungsträger zu den Umwidmungsplänen der Post AG stehen. Ausgelöst wurde die Verunsicherung unter anderem durch eine Stellungnahme der Wiener Grünen, immerhin Teil der Wiener Stadtregierung, die den Eindruck erweckt, als wäre das Projekt in der jetzigen Form bereits durchgewinkt.
Presseinformation der Bezirkvorsteherin Ilse Pfeffer
Die Hernalser Bezirksvorsteherin Dr. Ilse Pfeffer (SPÖ) reagierte prompt mit einer Presseaussendung, in der sie den Plänen der Post AG in der jetzigen Form eine klare Absage erteilt:
Hernalser Bezirksvorsteherin Dr. in Ilse Pfeffer:
Postsportplatz soll erhalten bleiben!
Den von der Post vorgeschlagenen Plänen zur teilweisen Verbauung des Postsportplatzes erteilt die Hernalser Bezirksvorsteherin Dr.in Ilse Pfeffer eine klare Absage. Eine Änderung der Bauwidmung auf bis zu acht Stockwerke hohe Wohnhäuser kommt für sie und die SPÖ nicht in Frage. Die Sportflächen sollen jedenfalls erhalten bleiben.
Seitens der Hernalser Bezirksvorstehung gibt es zu den von der Post AG vorgestellten Überlegungen, Teile des Postsportareals mit bis zu 1.000 Wohnungen zu verbauen, eine klare Absage. „Dazu wird es von meiner Seite mit Sicherheit keine Zustimmung geben“, stellt sich Bezirksvorsteherin Dr.in Ilse Pfeffer strikt gegen die Vorschläge, bis zu 8-stöckige Bauten auf dem Postsportplatz zu errichten.
Derzeit haben einige Bereiche am Rand des Areals wie die alte, stillgelegte Postakademie eine Widmung für Bauten der Klasse III, also ca. 16 Meter Höhe. Entgegen von manchen Proponenten verbreiteter Gerüchte – gibt es keinen Beschluss oder Zustimmung zu dieser Form der Bebauung, weder seitens der Stadt Wien, noch vom Bezirk Hernals.
„Für mich ist der 100-prozentige Erhalt der Sportbereiche auf dem Postsportplatz das Allerwichtigste“, so Pfeffer. Die Erhaltung der Sportflächen ist durch das Wiener Sportstättenschutzgesetz sehr gut abgesichert. Für Sport genutzte Bereiche können nicht einfach verbaut werden. „Das Postsportareal soll weiter ohne Einschränkungen für sportliche Aktivitäten genutzt werden können“, sieht die Bezirksvorsteherin den Postsportverein als wichtigen Partner für sportinteressierte Hernalserinnen und Hernalser.
Die Bezirksvorsteherin rät der Post AG, sich in Abstimmung mit dem Postsportverein ein Gesamtkonzept zu überlegen, wie die Sportflächen erhalten werden und welche Renovierungen notwendig sind, damit diese auf einen zeitgemäßen Stand gebracht werden können. Gleichzeitig können natürlich bestehende Bauten wie die Postakademie abgerissen und durch Wohnbauten ersetzt werden, aber nur in der derzeit bestehenden Widmung. „Renderings mit 8-stöckigen Häusern zu präsentieren, so wie es die Post AG getan hat, halte ich für nicht zielführend. Diese Häuser wird es so mit mir mit Sicherheit nicht geben!“, legt sich Pfeffer fest.
https://www.ots.at/presseausse…atz-soll-erhalten-bleiben
Hintergrundinformationen
Wem gehört die Österreichische Post AG?
Wenn man die Aktionärsstruktur der Österreichischen Post AG betrachtet, sieht man, dass die Post AG sich zu 52,85% im Besitz der ÖBAG (Österreichische Beteiligungs AG) befindet, also mehrheitlich der Republik Österreich gehört. Zum alleinigen Vorstand der ÖBAG wurde im März 2019 Thomas Schmid bestimmt, zuletzt Generalsekretär im Finanzministerium unter Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP). Auf der ÖBAG-Homepage wird der Anteil pro Einwohner Österreichs mit 2.668 Euro beziffert. Dabei stehen sich auf der einen Seite die Interessen des Bundes, mit möglichst lukrativen Investitionen Gewinne einzuspielen und auf der anderen Seite die Interessen der Anrainer, des Bezirks und der Stadt Wien gegenüber, den Charakters des Bezirks zu erhalten und auch in Zukunft lebenswertes Wohnen in Hernals zu ermöglichen. Auf diesem Hintergrund hat das Post AG Projekt durchaus auch eine politische Dimension.
Die Begehrlichkeiten der Immobilienwirtschaft
Vom Immobilienportal FindMyHome.at wurden über 700.000 Suchanfragen ausgewertet und analysiert. Hernals belegte dabei bei den Anfragen nach Mietwohnungen den ersten Platz, bei den Eigentumswohnungen schaffte es unser Bezirk immerhin in die Top Drei.
Dazu schreibt Bernd Gabel-Hlawa, Geschäftsführer von FindMyHome.at in der Kronenzeitung:
Im 17. Bezirk passiert momentan einiges - zum einen die geplante U5, die für besondere Attraktivität sorgt, aber auch die Gegend um den Dornerplatz/Kalvarienberggasse entwickelt sich zu einem Grätzel, das immer beliebter wird. Wer jetzt investiert, wird sich in einigen Jahren freuen, so früh dran gewesen zu sein.
Also Wohnbau als Investition. An den Interessen der Menschen, die leistbare Wohnungen suchen, geht das allerdings voll vorbei. Das gilt auch besonders für das Projekt der Post AG am Postsportplatz, wo (wie man vermuten kann) teure Eigentumswohnungen mehr den Interessen der Investoren nach schnellen Profiten als den Interessen der Bevölkerung nach erschwinglichen Wohnungen dienen.
Ausblick
Nach der klaren Stellungnahme der Hernalser Bezirksvorsteherin ist einmal gesichert, dass die Verbauung des Postsportplatzes in der von der Post AG vorgesehenen Form nicht realisiert werden kann. Das Projekt muss also redimensioniert, verkleinert werden.
Die von den Anrainern geäußerten Bedenken sind aber auch mit einer verkleinerten Variante des Projekts nicht vom Tisch. Und auch nicht die Frage, wie man den bereits begonnenen Ausverkauf unseres Bezirks an Immobilienwirtschaft und Investoren und die damit verbundenen Probleme wie steigende Mieten und Gentrifizierung verhindern kann. Hier ist die Politik gefordert, denn die derzeitige Gesetzeslage reicht dazu nicht aus.
Für uns von der Sektion 6 ist leistbares Wohnen ein Schwerpunkt unserer Arbeit, nicht zuletzt, weil unserer Sektionsgebiet von der oben geschilderten Entwicklung besonders stark betroffen ist. Weil es den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde, werden wir unsere Vorstellungen zum Thema Leistbares Wohnen in einem eigenen Artikel zur Diskussion stellen. Wer mit uns zusammenarbeiten und seine Ideen, Vorstellungen und Erfahrungen einbringen möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Entweder über unsere Homepage oder auch persönlich. Gäste sind bei unseren Sektionssitzungen jeden Mittwoch ab 18:30 in der Kalvarienberggasse 28a stets willkommen.
Christian Pfleger
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QuoteEs hat keinen Sinn, eine Mehrheit für die Sozialdemokraten zu erringen, wenn der Preis dafür ist, kein Sozialdemokrat mehr zu sein. (Willi Brandt)